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11. August 2025, erzählt von Jörn

Apollo 8, Earthrise und die Geburt eines neuen Bewusstseins: Warum Jim Lovells größtes Vermächtnis nicht technisch, sondern emotional war.

Vor eineinhalb Jahren fuhr ich durch die Alpen und hörte dabei den BBC-Podcast „ 13 Minutes to the Moon“. Episode 6 traf mich wie ein Blitz. Sie erzählte die Geschichte, wie Jim Lovell und seine Crew an Heiligabend 1968 als erste Menschen den Mond umrundeten – und dabei die Schönheit unserer Erde entdeckten. Als Lovell zum ersten Mal auf unseren blauen Planeten zurückblickte, entfuhr ihm spontan: „Wow. That’s Home!“

Am Donnerstag ist Jim Lovell im Alter von 97 Jahren verstorben. Ein Mann, der nie selbst den Mond betreten sollte und 1970 mit Apollo 13 eine Fast-Katastrophe in einen „erfolgreichen Fehlschlag“ verwandelte. Er hat uns das berühmte „Houston, we’ve had a problem“ hinterlassen (das später von Tom Hanks und Hollywood in „Houston, we have a problem“ verwandelt wurde).

Then I remembered a saying I often heard: ‘I hope I go to Heaven when I die.’ I suddenly realized that I went to Heaven when I was born!

James Lovell, Apollo 8

Aber sein größtes Vermächtnis? Für mich nicht die technische Meisterleistung, sondern die emotionale Erkenntnis: „Everything I ever knew, I could hide behind my thumb“. Das sagte er über den Blick auf die Erde aus 384.000 km Entfernung. Diese Perspektive, eingefangen im ikonischen „Earthrise“-Foto während Apollo 8, wurde zum Wendepunkt – nicht nur für die Raumfahrt, sondern für unser Bewusstsein als Menschheit. Die Umweltbewegung, wie wir sie heute kennen, wurde aus diesem Moment geboren.

Lovell erkannte etwas Fundamentales: „I suddenly realized that I went to Heaven when I was born!“ Wir brauchen nicht zu den Sternen zu fliegen, um das Paradies zu finden. Wir leben bereits darauf – wir müssen es nur beschützen. Nun leben auf diesem kleinen Planeten nicht mehr 5 Milliarden Menschen (wie noch Ende der 60er-Jahre), sondern 8 Milliarden. Lovells Message gewinnt dadurch an Brisanz. In einer Zeit, in der wir über KI, Mars-Kolonien und technologische Durchbrüche diskutieren, müssen wir eigentlich nicht sehr weit weggehen, um zu verstehen, was wirklich zuhause ist. Um zu begreifen, dass diese „grand oasis in the vastness of space“ alles ist, was wir haben.

The Earth from here is a grand oasis to the big vastness of space.

James Lovell, Apollo 8

Danke, Jim, dass du uns nicht nur wissenschaftliche Daten, sondern eine neue Perspektive auf unseren Planeten mitgebracht hast. Dass du nie müde wurdest, uns zu zeigen: Der Himmel ist nicht irgendwo da draußen. Er ist hier.

Rest in peace – in the vastness of space. 🌍

US‑Briefmarke von 1969 mit dem berühmten ‘Earthrise’-Foto der Apollo‑8‑Mission und dem Schriftzug ‚In the beginning God…‘ – ein Symbol für den Blick auf unsere fragile Erde aus dem All.

US‑Briefmarke von 1969 mit dem berühmten ‘Earthrise’-Foto der Apollo‑8‑Mission und dem Schriftzug ‚In the beginning God…‘ – ein Symbol für den Blick auf unsere fragile Erde aus dem All.

Mehr zu „Earthrise“ und „13 Minutes to the Moon“

Episode 6 des großartigen Podcasts „13 Minutes to the Moon“

Season 2 von „13 Minutes to the Moon“ über die Apollo 13 Mission

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