Lausige Zeiten. So fühlt es sich an, wenn man morgens die Nachrichten liest. Klimakrise, Kriege, Spaltung der Gesellschaft – mal ehrlich, es ist zum Verzweifeln. Und doch: Genau in diesen Momenten der Dunkelheit passiert etwas Magisches. Immer wieder erlebe ich es: Wenn du anfängst, für das Gute zu kämpfen, wenn du dich auf den Weg machst, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, dann kommen sie. Die Menschen, die du brauchst. Die Menschen, die deinen Weg mit ihren eigenen Aspekten bereichern.
Es ist, als ob das Universum ein unsichtbares Netz spinnt zwischen all jenen, die nicht aufgeben wollen. Du sendest ein Signal aus – und plötzlich antworten andere. Like-minded people, Gleichgesinnte. Nennt es, wie ihr wollt. Für mich ist es (danke für die Inspiration, lieber Kai!) das Netzwerk der goldenen Herzen.
Diese Erkenntnis kam nicht über Nacht. Sie wuchs mit jeder Begegnung, mit jedem Projekt, mit jeder gemeinsamen Aktion. Und sie gibt mir Hoffnung in diesen lausigen Zeiten. Denn ja, die Herausforderungen sind gigantisch. Die schlechten Nachrichten überwältigend. Aber die Kraft der Gemeinschaft? Die ist noch größer.
Ich möchte euch von diesen Menschen erzählen. Von den Begegnungen, die mein Team und mich bei beyond content immer wieder aufs Neue inspirieren. Von der Magie, die entsteht, wenn Menschen zusammenkommen, die das große Ganze sehen. Und davon, wie jede Aktion Kreise zieht und wie Netzwerke wachsen.
Ein möglicher Anfang meiner Reise mit Patrick Niedermayer und später unserem restlichen Team, war: vollehalle. Diese unkonventionelle, wunderbare Bühnenshow für neuen Mut. Dort lernten wir Kai Schächtele kennen – und mit ihm kam eine Erkenntnis, die alles veränderte. „Was kann man gegen die Krisen unserer Zeit allein schon tun?“, fragte Kai. Seine Antwort: „Aufhören, allein zu sein!“
Kai Schächtele bei seinem Auftritt mit vollehalle in Erlangen im September 2023
Kai ist so einer, der Geschichten erzählen kann, dass dir die Tränen kommen. Journalist, Aktivist, Mutmacher. Aber vor allem: ein Mensch, der verstanden hat, dass wir nur gemeinsam stark sind. Von ihm stammt auch der Ausdruck „Netzwerk der goldenen Herzen“. Als er das sagte, wusste ich sofort: Das ist es. Das beschreibt, was hier passiert.
Bei vollehalle trafen wir auch auf Martin Oetting und Michael Bukowski.
Martin ist jemand, der seine komplette Karriere über den Haufen warf, weil er erkannte: So kann es nicht weitergehen. Marketing-Experte war er, erfolgreich, etabliert. Und dann? Ausstieg. Neuanfang. Jetzt dreht er Filme über alternative Wirtschaftsmodelle, hinterfragt das System, sucht nach neuen Wegen.
Was mich an Martin so begeistert? Seine radikale Ehrlichkeit. Er nennt sich selbst ein „Kind des Neoliberalismus“, das aufgewacht ist. Mich verbindet mit Martin noch viel mehr; unsere Lebensläufe sind ähnlich, oft spricht er aus, was ich schon lange denke. Diese Offenheit, diese Nachdenklichkeit, diese Bereitschaft, alles zu hinterfragen – auch sich selbst. Das sind die Menschen, die ich in unserem Netzwerk haben möchte. Menschen, die nicht ihr Ego in den Mittelpunkt stellen, sondern Fragen stellen wie: „Was braucht die Welt?“
Martins Filme, seine Kommentare zu aktuellen Geschehnissen – jedes Mal denke ich: Ja! Genau das müssen wir diskutieren. Genau diese Fragen müssen wir stellen. Er macht Wirtschaftsthemen zugänglich, emotional, verständlich. Und er zeigt: Veränderung beginnt bei uns selbst.
beyond content Team mit Martin bei einem Treffen während der re:publica 25
Michael hingegen glaubt, dass er einer Hummel noch was schuldig ist und hat ein unverwechselbares Vorwort für unser erstes Buch geschrieben. Wie Martin lebt Michael in Berlin und betätigt sich unter anderem als Autor und Speaker. In seinem Vorwort erzählt er von einem besonderen Moment: Eine Hummel flog direkt auf ihn zu, als er gerade Malven verarbeitete (und damit ihre Nahrung wegnahm) – und plötzlich wurde ihm klar, dass wir Menschen den Insekten tatsächlich etwas schuldig sind. Michael hat diese Gabe, in alltäglichen Begegnungen philosophische Tiefe zu entdecken. Er rechnet vor, wie wir mit unseren Autos Millionen Kilometer fahren und dabei unmerklich Insekten-Biomasse vernichten, während wir uns gleichzeitig wundern, wo all die Insekten geblieben sind.
Was mich an Michael beeindruckt: Er durchschaut beide Extreme – die toten „Steingärten des Grauens“ genauso wie die übertriebene Instagram-Naturverklärung. Stattdessen plädiert er für eine echte „Heiligsprechung der Natur“, für ein Verhältnis, in dem wir uns tatsächlich als Teil des Ökosystems begreifen. Seine Hummel-Geschichte ist dafür exemplarisch: „Warum flog die so?“, fragt er sich – und findet darin eine Verbindung, die über das Rationale hinausgeht.
Jörn, Michael und PatrickN nach der Klimanachbarn-Podcastaufnahme zu Episode 30: Die Verkehrswesen
Die ersten Begegnungen bei vollehalle – zwischen mir, Patrick Niedermayer und Kai, Martin sowie Michael – waren wie ein Startschuss. Plötzlich merkten wir: Wir sind nicht allein mit unseren Gedanken, unseren Ängsten. Es gibt sie überall – die Menschen, die nicht aufgeben wollen. Die trotz aller Widrigkeiten daran glauben, dass eine bessere Welt möglich ist.
Und das Verrückte? Je mehr wir uns engagieren, desto mehr solcher Menschen tauchen in unserem Leben auf. Als hätten wir einen Magneten aktiviert, der Gleichgesinnte anzieht. Jede neue Begegnung zeigt uns: Setzt man sich für das Gute ein, kommen immer die passenden Menschen ins Leben. Die Reise gewinnt weiter an Fahrt.